Tal der roten Erde

Gerade und glatt wie eine Schnur aus Lakritze schimmert die Straße im Dunst der Mittagshitze. Lichter tanzen auf dem schillernd blauen Lack, Pirouetten auf Chrom. Ein salziger Wind vom Meer bläst durchs offene Fenster und zerrt an meinen Haaren. Das Knistern des Funkgeräts begleitet das gleichmäßige Dröhnen des Motors. Alles wird von Rockmusik und Barnseys harter, kehliger Reibeisenstimme übertönt. Die rasselnde Abschleppwinde hält den Takt, genau wie Kingi. Am Lenkrad sitzend, halb mir zugewandt, einen Arm über die Rücklehne gelegt, hört er nicht nur zu, sondern sein ganzer Körper pulsiert im Rhythmus: Er scheint wie verkabelt, jeder Beat ein Stromschlag. Wir spielen Luftgitarre zu den Solo-Breaks, brüllen die Refrains und vergessen die Außenwelt, während wir an verdorrten Weiden, zerbrochenen Zäunen und ausgezehrten Rindern vorbeifahren, denen der lange, heiße Sommer zugesetzt hat. King hielt den Blick auf die Straße gerichtet, seine Augen hinter der billigen Wraparound-Brille konnte ich nicht sehen. Ich saß neben ihm, die Beine fast knietief in den Kleidern und Habseligkeiten, die er seine Garderobe nannte. Ich war zwölf Jahre alt und dachte mir nichts dabei. Es war genauso wie in meinem Zimmer, wenn auch auf etwas engerem Raum....